Aus wenig Schnee viel gemacht
Mehrtagestouren sind die Highlights für die vielen begeisterten Skitourengeher der Simbacher Alpenvereinssektion. Wenn es mehrere Tage in die Berge geht, wenn man Richtung Gipfel spurt ohne eine zweistündige Autofahrt im Hinterkopf, dann wird das Naturerlebnis noch eindrücklicher.
Daher war die Anmeldeliste für die Skitourentage auf der Lavarellahütte schnell voll und acht Alpinisten fuhren im Werbebus der Stadt Simbach kostengünstig, umweltfreundlich und gesellig über den Brenner nach Pederü, unweit von St. Vigil in den Dolomiten. Von dort stieg man auf einer gemütlich angelegten Ratracspur fünf Kilometer der Fanesalm und der Lavarellahütte (2042 m) zu.
Diese bereits 1912 errichtete Unterkunft ist heute eine sehr gefällige Mischung aus Schutzhütte und einfachem Berghotel und verfügt über eine Microbrauerei, nebenbei die höchstgelegene Brauerei Europas. Dort bezogen die Bergfreunde das Lager und probierten das schmackhafte helle und dunkle Lager, aber erst, nachdem die Handhabung von Schaufel, Sonde und Lawinenpieps nochmals eingeübt worden war.
Dass der Zustieg zur eigentlich geplanten Tour am ersten Tourentag nicht gleich entdeckt wurde, sollte sich als Glücksfall erweisen, denn es wurde umgeplant und man fand einen Weg durch wildromantisch verblocktes Gelände und über eine an das Steinerne Meer erinnernde Hochfläche zum anspruchsvollen Anstieg bis zum Felsaufbau der Zehnerspitze (3026 m). Im Unterschied zu den meisten umliegenden Gipfeln schien hier noch die Sonne, aber rasch hereinziehende Bewölkung machte eine frühe Abfahrt ins Tal, auf eher harter und dünner Schneedecke, nötig.
Diese Verhältnisse, welche die Abfahrtsfreuden schon etwas einschränken aber eben sehr lawinensicher sind, begleiteten die Skibergsteiger auch an den weiteren Tourentagen. Zunächst gelangte man über das Limojoch und die große Fanesalm Richtung Süden in das seinem Namen Ehre machende Vallon Bianco und erreichte das Bivacco della Pace (2760 m), eine Schutzhütte, die sich unmittelbar an der Hauptkampflinie des Dolomitenkriegs (1915-1918) befindet. Gut lassen sich die in den Fels gesprengten Stellungen noch erkennen, und angesichts dieses menschenverachtenden Wahnsinns wurden die Gespräche nachdenklich.
Der letzte große Tourentag führte abermals über die große Fanesalm nach Westen zur Lavarella (3055 m). Sehr anspruchsvoll, eng, steil und hartgefroren war der Weg durch das Hochtal, das auf Ladinisch „Büsc da Stlü“ heißt. Nur mit sicherer Gehtechnik, mit vielen Spitzkehren und natürlich mit Harscheisen an der Bindung ließen sich die Steilstücke meistern. Dafür war aber dann der Blick von der Einsattelung zwischen Lavarella und Zweischartenspitze hinunter nach Alta Badia einfach atemberaubend. Konzentriert und auf Sicherheit bedacht musste man bei der Abfahrt sein.
Ein bisschen müde aber sehr zufrieden fuhren die Simbacher am fünften Tag der Unternehmung ins Tal ab. Schnee hatte es, obwohl man sich auf Höhen zwischen zwei- und dreitausend Meter bewegte, nur wenig gegeben. Aber dass der Klimawandel wohl in Zukunft die Skitourenmöglichkeiten noch stärker einschränken wird, ist sicher nur eine unbedeutende Nebensorge.
Teilnehmer: sieben
Leitung: Stephan Haslinger