Schaufel, Sonde, Pieps – Ausbildungstour des Alpenvereins auf der Genneralm

Skitouren werden immer beliebter, das trifft auf den ganzen Alpenraum und auch auf den Simbacher Alpenverein zu. Dass sich zu der ersten Veranstaltung in dieser Saison, einer Ausbildungstour, sieben echte Aspirantinnen und Aspiranten angemeldet hatten, um in diese Königsdisziplin des Alpinismus hineinzuschmecken, war eine Freude für den Verein und den Tourenleiter.

Früh begann der intensive Skitourentag. Bereits um sechs Uhr morgens traf man sich in der Kletterhalle, wo die nötige Ausrüstung gecheckt und anhand des aktuellen Lawinenlageberichts durchgesprochen wurde, was bei der Planung von Wintertouren im Gebirge zu beachten ist.

Wetterbericht und Schneelage waren vielversprechend und so wuselten in Lämmerbach unweit Hintersee in der Osterhorngruppe, dem Ausgangspunkt der Unternehmung, bei strengen Minusgraden bereits viele erwartungsfrohe Tourengeher durcheinander. Und auch die Simbacher schlüpften in Stiefel und zogen Felle auf, die teilweise noch eher wie frisch aus dem Geschäft wirkten…

Einmal auf Betriebstemperatur gekommen, wurde zunächst eingeübt, wie man die Funktion der Lawinenpiepser vor jeder Tour überprüft und im freieren Gelände nach einem Fortstraßenhatscher konnten die Neulinge ausprobieren, wie man eine eigene Aufstiegsspur anlegt und Spitzkehren durchführt, was zu einigen durchaus interessanten Körperpositionen führte.

Ein Schwerpunkt des Ausbildungstages war eine Einheit auf der sonnenbeschienenen Hochfläche im zunächst unberührten Pulverschnee der Genneralm. Die engagierten Teilnehmer übten den Umgang mit dem LVS-Gerät und der Lawinenschaufel, mit der Sonde konnten sie erspüren, wie sich eine Harschschicht, der nicht gefrorene Wiesenboden oder beispielsweise ein Rucksack anfühlen. Und hier wurde auch ein komplettes Verschüttungsszenario mit großer Ernsthaftigkeit durchgespielt um einzuüben, wie die so essenzielle Kameradenrettung zu organisieren und durchzuführen ist.

Damit nicht genug, man wollte ja auch noch zumindest Richtung Gipfel gehen um auch zu lernen, wie man an riskanten Stellen auf der Tour mit dem sogenannten Lawinenmantra einen Analyseprozess durchführt um faktenbasiert zu entscheiden ob die geplante Route fortgesetzt werden kann oder ob man umplanen oder abbrechen muss.

Schließlich gelangte die Gruppe bis auf die freie Fläche unterhalb des Gipfels des Hohen Zinken auf eine Höhe von ca. 1500 m und angesichts der vorgerückten Zeit entschloss man sich zur Abfahrt. Nach echter Simbacher Sitte verließ man, wo es möglich war, das Band, in dem die anderen Tourengeher den Neuschnee bereits durchwühlt hatten, und man fand unberührte Stellen im lichten Wald, wo der gut gesetzte Pulverschnee in schon tief stehender Nachmittagssonne golden glitzerte. Dort hinein die ersten Schwünge zu ziehen euphorisierte die Teilnehmer, allesamt gute Skifahrer, doch ganz erheblich.

Nach einem fast vierzehnstündigen Tag und mit fast 1000 Höhenmetern in den Beinen gelangten die jungen und junggebliebenen Tourengeher mit deutlicher Lust auf mehr wieder in Simbach an, auch mit der Erkenntnis, dass bei dieser ursprünglichsten Art des Skisports im Gebirge ein realistisches Risikobewusstsein nie fehlen darf und dass Schaufel, Sonde und Pieps überhaupt nichts bringen, wenn man damit nicht übt.

Stephan Haslinger


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